Quadrifoglio ist italienisch und heißt übersetzt "vierblättriges Kleeblatt" oder auch "Glücksklee". Klar, hätten wir uns ja denken können, so ein Kleeblatt klebt nämlich auf den Kotflügeln der
Topmodelle von
Giulia und
Stelvio. Wir waren mit
Limo und SUV und
1020 PS in der Natur. Mit zwei Roten ins Grüne – und diese Roten sind sogar noch seltener als Glücksklee! Im vergangenen Jahr hat
Alfa Romeo 260 Stelvio Quadrifoglio und
208 Giulia mit 510 PS verkauft. Echt wenig. Aber auch echt viel, wenn wir bedenken, dass die Italiener vom Stelvio 2164 und von der Giulia 1172 Modelle abgesetzt haben bei uns in Deutschland.
Die Veränderungen stecken unterm Blech
Aufgemöbelt: Die Modellpflege von Giulia und Stelvio wird vor allem bei den Assistenzsystemen deutlich.
Jetzt hat Alfa nachgewürzt! Unterm Strich geht es um
drei wichtige Neuerungen. Erstens: Beide Modelle haben jetzt eine ganze
Armada an Assistenten, zum Beispiel aktiven Spurhalte- oder Totwinkelassistenten, Stau- und Müdigkeitswarner. Also jede Unterstützung für
Level 2 des autonomen Fahrens. Zweitens haben die Italiener den
Innenraum aufgewertet, eine Ablage für den Schlüssel in die Mittelkonsole gebaut und dahinter ein 350 Euro teures Fach fürs induktive Laden von Smartphones. Drittens gibt es
Neuigkeiten von der Multimedia-Front. Die Alfisti setzen ja auf den Dreh-Drück-Steller, aber leider nicht auf Kurzwahltasten für Telefon,
Navi, Radio, um alles gleich direkt anzusteuern. Dafür kann jetzt zusätzlich getoucht werden. Allerdings ist das
8,8-Zoll-Display auch weiterhin klein. Und leider hat jedes Einstiegs-Smartphone eine bessere Auflösung als der Alfa-Screen.
Alfa orientiert sich mit der stärksten Giulia am BMW M3
Spaßgerät: Mit ihren 510 PS und dem Heckantrieb macht die etwas ungehobelte Giulia richtig Laune.
Aber wissen Sie was? Lieben heißt verzeihen! Denn da stehen
zwei funkelrote Autos (Rosso Competizione, 2800 Euro extra). Und sie wollen bewegt werden. Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Wo Alfa draufsteht, steckt
Ferrari drin. Der
2,9-Liter-V6 stammt direkt vom 488 GTB/Pista ab. Und so drückst du den roten
Startknopf im Lenkrad, sitzt in diesem wunderbar ausgeformten
Sportsitz mit voll integrierter Kopfstütze, guckst in der Giulia abwechselnd auf die untere Carbonverkleidung der Motorhaube und die beiden
Zeiger-Instrumente in tiefen Tuben, und du denkst: Danke, Alfa, dass nicht alle diesem Digitaltacho-Wahn verfallen sind! Die Giulia hat
Hinterradantrieb, also keine Krafteinflüsse an der Vorderachse; da wird nur gelenkt. Alfa orientiert sich mit der Giulia am 3er, mit dem Quadrifoglio am M3. Und genau wie BMW baut Alfa eine
Achtstufenautomatik von ZF ein, die entweder vollautomatisch die Gänge wechselt oder per Hand mit riesigen Lenkradpaddles, die fest stehen, also nicht mit dem Volant verbunden sind.
Liebe Alfisti, vielen Dank für diese Orientierungshilfe. Die ist auch nötig, denn die Giulia ist ein
ungehobelter Klotz, und bei diesen Worten hüpft das Herz. Ja, auf der Autobahn laufen die
Reifen unseres Testwagens in 285/40 R 20 jeder
Spurrille nach, und die
Bremse musst du lernen, ansonsten dosierst du sie beim Anrollen an die rote Ampel so, als hättest du deinen
Führerschein mit einem vierblättrigen Kleeblatt bezahlt.
Für den Stelvio ist der 510-PS-Block nicht die erste Wahl
Power-SUV: Der Stelvio Quadrifoglio ist mit dem bärigen V6 zügig unterwegs, wankt aber in Kurven.
Na und? Das Ding geht so nach vorn (
600 Nm ab 2500 Touren), dass du die
nächste Kurve herbeisehnst, um das Schauspiel wieder von vorn starten zu lassen: einbremsen, Lenkradpaddle links drücken, runterschalten, Gas geben, mit rechts hochschalten. Die Giulia ist so
agil auf der Landstraße, da verzeihst du ihr, dass du beim Einsteigen hinten deinen Po übers Radhaus balancieren und gleichzeitig den Kopf einziehen musst; sonst gibt es blaue Flecken. Und der
Stelvio? Ganz ehrlich: gutes Auto. Aber
bitte mit Diesel! Mit diesem 510-PS-Block vorn,
Allradantrieb und
1,9 Tonnen Leergewicht (über 200 Kilo mehr als die Giulia) ist dieser Kerl zwar stürmisch unterwegs für seine Gewichtsklasse. Aber brauchen wir wirklich so ein Kraftwerk im 4,70-Meter-SUV, das
bei schneller Kurvenfahrt wankt und auf unebener Straße nicht annähernd so flauschig federt wie die Giulia; selbst dann nicht, wenn die Dämpfer auf "soft" stehen.
Ach ja: Was kostet der Spaß? Antwort: Es muss Liebe sein! Die Giulia Quadrifoglio steht mit 82.500 Euro in der Liste, der Stelvio mit Kleeblatt kostet 10.000 Euro mehr. Und dann wären da noch: fürs Ohr Akrapovic-Abgasanlage aus Titan für 5000 und fürs Auge dieser leuchtend rote Lack für 2800 Euro.
Das Fazit: Alfa Romeo lebt. Und das ist auch gut so. Die Giulia ist eine bildschöne Limo, als Quadrifoglio herzerfrischend ungehobelt. Der Stelvio fährt als SUV in die Trendklasse. Dem steht ein Diesel aber besser.
AUTO BILD-Testnote Giulia Quadrifoglio: 2+
AUTO BILD-Testnote Stelvio Quadrifoglio: 3+
Technische Daten Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio • Motor: V6, Biturbo, vorn längs • Hubraum: 2891 cm³ • Leistung: 375 kW (510 PS) bei 6500/min • max. Drehmoment: 600 Nm bei 2500/min • Antrieb Hinterradantrieb, Achtstufenautomatik • Länge/Breite/Höhe: 4639/1874/1437 mm • Leergewicht: 1695 kg • Kofferraum: 480 l • 0–100 km/h: 3,9 s • Vmax: 307 km/h • Verbrauch: 10,0 l Super • Abgas CO2: 238 g/km • Preis ab 82.500 Euro.
Technische Daten Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio • Motor: V6, Biturbo, vorn längs • Hubraum: 2891 cm³ • Leistung: 375 kW (510 PS) bei 6500/min • max. Drehmoment: 600 Nm bei 2500/min • Antrieb: Allradantrieb, Achtstufenautomatik • Länge/Breite/Höhe: 4702/1955/1681 mm • Leergewicht: 1905 kg • Kofferraum: 525-1600 l • 0–100 km/h: 3,8 s • Vmax: 283 km/h • Verbrauch: 11,0 l Super • Abgas CO2: 261 g/km • Preis ab 92.500 Euro.
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