Pages

Saturday, August 29, 2020

Fahrbericht: Alfa Romeo Giulia 2.2 Diesel AT8 - kicker - kicker

takmaulaha.blogspot.com

Eigentlich hat unter den Sportlimousinen der 3er BMW das Sagen. Doch es lohnt sich, von München über den Alpenhauptkamm nach Italien zu blicken, wo die Giulia ihr Zuhause hat - bildschön, fahrdynamisch versiert und mit jener Ausstrahlung gesegnet, der die leidenschaftlichen Alfisti meist lebenslang und rettungslos verfallen. Dass sich die Giulia die eine oder andere Schwäche leistet, wird als Teil ihres Charmes gesehen - Hauptsache Italienisch. Unser Fahrbericht widmet sich der Variante mit 140 kW/190 PS starkem Diesel.

Wie sie aussieht: Ach Giulia, wie schön du bist! Ein hinreißend geformter Körper in "Blu Anodizzato", wohlproportioniert, mit straffen Muskeln an den richtigen Stellen, lasziv schmalen Scheinwerfer-Augen und dem tief herabgezogenen Dreieck des "Scudetto" im Gesicht: Bei allem SUV-Hype, bei aller Kombi-Präferenz - diese 4,64 Meter lange Italienerin macht wieder Lust auf Limousine.

Wie sie eingerichtet ist: Das Premium-Ambiente eines 3er BMW oder einer Mercedes C-Klasse erreicht die Giulia nicht. Trotzdem wirkt das Interieur gut verarbeitet, die Materialauswahl ist solide und stilsicher getroffen, dies vor allem, was die diversen Details in Carbon-Optik und die (optionale) Lederausstattung betrifft.

Als Sportlimousine gibt sich die Giulia fahrerorientiert, eng fühlt man sich ihr verbunden, auf straff gepolsterten und doch bequemen Sitzen.

Typischerweise befindet sich der Startknopf links am - im Übrigen schön griffigen - Lenkrad, hinter dem die säbelzahngleichen Schaltpaddles im XL-Format sitzen.

Alfa Romeo Giulia

Wer findet den Startknopf? Er sitzt links am Lenkrad. Hersteller

Zu modernen Errungenschaften wie einem Digitalcockpit oder einem Head-up-Display hat es die Giulia noch nicht gebracht. Und auch das etwas langsame Infotainment gehört nicht zum Neuesten, was die Digitalisierung zu bieten hat. Ein 8,8-Zoll-Bildschirm markiert das Fenster zum Multimedialen, durch Wischen, Touchen und über einen großen Dreh-Drück-Regler macht es sich zumindest gut und intuitiv zugänglich, wie überhaupt an der gesamten Ergonomie nichts auszusetzen ist.

Wie viel Platz sie hat: Auf den beiden Vordersitzen genug. Auch hinten sitzt es sich passabel, wenn auch recht tief. Der Kofferraum öffnet optional elektrisch und liegt mit 480 Litern Fassungsvermögen auf Augenhöhe mit dem des 3er BMWs.

Was sie antreibt: Neben drei Benzinern, unter denen der V6 Biturbo mit seinen 375 kW/510 PS das Möglichstmachbare an sportlichem Temperament verkörpert, pflanzt Alfa Romeo der schönen Giulia auch einen soliden 2,2-l-Diesel unter die Haube, wahlweise mit 154 kW/210 PS, die an alle vier Räder geleitet werden - oder mit 140 kW/190 PS, dann mit Heckantrieb.

Unsere Test-Giulia unterwarf sich letzterer Lösung der Vernunft, die vielleicht nicht hundertprozentig mit dem emotionalen Design korrespondiert, mit der es sich aber dennoch ziemlich gut leben lässt.

Akustisch kann der turbogeladene Vierzylinder nicht verbergen, dass er zur Diesel-Familie gehört, die typische Klangfarbe hört sich nicht unangenehm an, ist aber doch recht präsent. Dafür stellt der mit ordentlich Hubraum ausgestattete Selbstzünder ein üppiges Drehmoment von 470 Newtonmetern bereit, das schon bei niedrigen 1750 Touren anliegt. Mit Nachdruck drängt die dieselnde Sportlimousine nach vorn, das fühlt sich erfreulich gut an.

Alfa Romeo Giulia

Nur als Limousine: Eine Kombi-Version der Giulia gibt es nicht. Hersteller

Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist in 7,1 Sekunden erledigt, 230 km/h sind eine mehr als brauchbare Reisegeschwindigkeit. Serienmäßig transferiert die Achtstufen-Automatik AT8 (von ZF) die Antriebskräfte an die Hinterräder. Viel Lob hat sie schon gefunden, wir empfanden sie nicht als perfekt. Vor allem, wenn sich das Tempo verlangsamte, geriet sie mitunter ins Stolpern und entschied sich zu früh für den niedrigeren Gang, was dann einen unschönen Ruck durch die Giulia gehen ließ.

Aber: Man kann ja auch selbst schalten, von den mächtigen, allerdings aufpreispflichtigen XL-Paddles ist bereits die Rede gewesen. Sie liegen super zur Hand - andererseits muss man ein bisschen an ihnen vorbeifingern, um die Lenkstockhebel zu erreichen.

Wie sie sich fährt: Bei den Fahrkünsten fängt die Giulia zu zaubern an, hier macht sie ihrer Klassifizierung als Sportlimousine alle Ehre. Geht der Asphalt ins Schlängelige über, lebt sie auf. Fabelhaft leichtfüßig und elegant carvt sie dann dahin, supereasy im Handling, präzise den Lenkbefehlen folgend und vertrauenerweckend satt auf der Straße liegend. Bemerkenswerterweise erwies sich bei unserem mit elektronischer Stoßdämpferregelung ausgestatteten Testwagen auch der Federungskomfort als großartig.

Was sie verbraucht: Auch mit dem Kraftstoffkonsum waren wir zufrieden, im Schnitt hat er sich auf 5,7 l/100 km belaufen. Klar, wenn man die dieselnde Giulia zu Höchstleistungen anspornt, wird eine 8 oder gar 9 vor dem Komma die Folge sein.

Was sie bietet: Die Giulia gibt es in sage und schreibe acht Ausstattungsvarianten, speziell für den 190-PS-Diesel sind es vier. Die einfachste heißt "Business" und macht sich Bi-Xenon-Scheinwerfer, 16-Zoll-Alufelgen, einen elektrisch verstellbare Fahrer- und Beifahrersitz, Tempomat, Multimediasystem, Spurhalte- und City-Notbremsassistent, Fahrdynamikregelung sowie Klimaautomatik zu eigen. Unser Testwagen entsprach dem Standard "Sprint", unter anderem mit 18-Zoll-Leichtmetallrädern und Ledersitzen.

Alfa Romeo Giulia

Paradedisziplin: Das Fahrverhalten ist die Stärke der Giulia. Hersteller

Die wichtigsten Fahrhilfen sind im "Assistenz-Paket 2" (2924 Euro) zusammengefasst - Fernlicht-, Totwinkel, Spurhalte-, Aufmerksamkeits-, Stau- und Autobahn-Assistent ebenso wie die Verkehrszeichenerkennung.

Was sie kostet: Ab 40.454 Euro. Unter Dreingabe von allerlei Paketen und sonstigen Extras (Navi) kann sich das problemlos auf 55.000 bis 60.000 Euro erhöhen.

Was wir meinen: Gäbe es im der automobilen Mittelklasse einen Schönheitspreis zu gewinnen, die Giulia dürfte sich das Krönchen wohl aufsetzen. Große Freude bereitet sie auch in Sachen Fahrverhalten, während es sich mit dem 190-PS-Diesel ein bisschen so verhält, als hätte man Monica Bellucci ein Tweedkostüm angezogen - irgendwie unsexy zwar, aber vernünftig und von belastbarer Qualität.

Schwächen wie das nicht topmoderne Infotainment oder die unharmonische Automatik muss man der Giulia halt verzeihen. Wäre sie aus Fleisch und Blut, würde sie wohl den Kopf zurückwerfen, lässig lächeln und irgendwas Charmantes dazu sagen, "e allora? " oder so. Hauptsache, Italienisch.

Ulla Ellmer

Die Daten der Alfa Romeo Giulia 2.2 Diesel

Hubraum 2143 ccm, Zylinder 4, Leistung 140 kW/190 PS bei 3500/min, max. Drehmoment 450 Nm bei 1750/min, Spitze 230 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 7,1 sec, Normverbrauch (NEFZ) innerorts 6,1 - 5,9, außerorts 4,1, kombiniert 4,8 - 4,7 l D pro 100 km, Testverbrauch 5,7 l D pro 100 km, CO2-Emission 127 - 125 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,64 m, Breite 1,86 m ohne, 2,02 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,44 m, Kofferraum 480 l, Kraftstoff-Tank 52 l, AdBlue-Tank 16,1 l, Leergewicht 1540 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2070 kg, Zuladung 530 kg, Anhängelast 1600 kg (gebremst), 745 kg (ungebremst).Achtstufenautomatik, Heckantrieb. Versicherungs-Typklassen 19 (KH), 23 (TK), 26 (VK). Preis 40.454 Euro.




August 29, 2020 at 04:06PM
https://ift.tt/3gGmocU

Fahrbericht: Alfa Romeo Giulia 2.2 Diesel AT8 - kicker - kicker

https://ift.tt/3f25O7t
Alfa Romeo

No comments:

Post a Comment